Welche Rechnungslegung soll in SAP S/4HANA im führenden Ledger abgebildet werden?
Die Anforderungen an die Rechnungslegung und an das Reporting eines Unternehmens wachsen stetig. Neben einer Vielzahl organisatorischer Erfordernisse sind im Vorfeld vor allem rechnungslegungsrelevante Themen zu beantworten. Unternehmen, die ihr Berichtwesen über verschiedene Rechnungslegungsarten aufbauen wollen, um diese dann über die Ledgerlogik abzubilden, müssen sich z.B. die Frage stellen, welche Rechnungslegungsart im sogenannten führenden Ledger abgebildet werden soll.
SAP bietet für die Abbildung von verschiedenen Rechnungslegungsarten grundsätzlich zwei Szenarien an: Zum einen wird die Möglichkeit der Kontenlösung und zum anderen die der Ledgerlösung angeboten, wobei in S/4HANA die Ledgerlösung bevorzugt werden sollte. Wer zum Beispiel nach IFRS und den entsprechenden lokalen Rechnungslegungsvorschriften berichten will, sollte zwei verschiedene Ledger in S/4HANA nutzen. Dies hat verschiedene Vorteile, wie zum Beispiel die automatische ledgerspezifische Bewertung von Anlagen und die Buchung der unterschiedlichen Abschreibungsbeträge. Aber auch alltägliche Buchungen, wie Rechnungseingang, Warenbewegungen oder Fakturen, werden in allen dafür definierten Ledgern automatisch durchgeführt.
Bei den zurzeit verfügbaren S/4HANA-Releases müssen aber nicht nur Fragestellungen im Finanzwesen beantwortet, sondern auch eine Definition des führenden Ledgers durchgeführt werden. Denn nur im führenden Ledger werden momentan alle CO-Funktionen richtig unterstützt. Aktuell ist es nicht möglich, exakte Ergebnisse für CO-Buchungen in den nicht-führenden Ledgern zu erhalten. Im Folgenden wird dieses Problem am Beispiel eines CO-Umlagezyklus anschaulich dargestellt.
Ausgangssituation: Die Kostenstelle A wird zu 100 % mit einem Verhältnis 40/60 auf die Kostenstellen B und C über einen Umlagezyklus mit Verrechnungsschema umgelegt.
Fall 1: Buchungen im führenden Ledger
Fall 2: Buchung im nicht-führenden Ledger
Die Beträge der Abschreibungen in Fall 1 und Fall 2 sind aufgrund verschiedener Nutzungsdauern unterschiedlich, daher wurden für die Abschreibung auf Kostenstelle A jeweils unterschiedliche Kosten gebucht. Das System nutzt aber für die Buchung der Umlage die Werte des führenden Ledgers. Somit wird im nicht-führenden Ledger die Kostenstelle A falsch entlastet und die empfangenen Kostenstellen B und C falsch belastet, was zu fehlerhaften Auswertungen der Kostenstellen in nicht-führenden Ledgern führt. Dieses Systemverhalten wird ihnen auch bei funktionsübergreifenden Umlagen in einem gewünschten UKV-Bericht für das nicht-führende Ledger Schwierigkeiten machen.
Für optimale CO-Ergebnisse müssen vorab mindestens folgende Fragen beantwortet werden:
- Nach welcher Rechnungslegung will/muss das CO-Reporting dargestellt werden? Achtung: In manchen Ländern ist es notwendig, auch das CO nach lokaler Rechnungslegung berichten zu können, z.B. in manchen Regionen von China!
- Nach welcher Rechnungslegung soll ein UKV-Berichtwesen durchgeführt werden?
Noch ein Hinweis: SAP plant dieses Systemverhalten im Jahr 2023 mit Ledger-spezifischen Umlagen, Verteilungen, Leistungsverrechnungen und Materialkalkulationen zu verbessern.